Science Fiction ist heute Alltag im Operationssaal
Mit dem Da Vinci-Roboter sind höchst präzise Eingriffe möglich
Operieren mit einem Roboter! Was sich vor über 20 Jahren noch wie Science Fiction angehört hatte, hält mittlerweile mehr und mehr Einzug in moderne Operationssäle. Konkret geht es um das Da Vinci-Roboter-System, mit dem verschiedenste chirurgische Eingriffe möglich sind. Der Vorläufer des heutigen Systems wurde im Jahr 2000 in den USA zugelassen und zunächst für Operationen am Herzen verwendet. Danach fand es vermehrt Anwendung in der Urologie. Spätestens seit der Politiker Oskar Lafontaine 2009 seinen Prostata-Krebs mit einem Da Vinci-Roboter operieren ließ, ist das High Tech-System einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Der Da Vinci unterstützt bei laparoskopischen, also minimalinvasiven Operationen, und ermöglicht einen äußerst präzisen Eingriff. Das System besteht aus zwei Haupt-Komponenten: Einmal der Kontrollkonsole, an der der Operateur während des Eingriffs sitzt und die Roboterarme unter visueller Kontrolle über den 3 D-Monitor steuert. Dann aus einem fahrbaren Stativ mit vier Armen: Drei Arme werden mit Spezialinstrumenten bestückt, der vierte Arm hält die dreidimensionale Kamera, deren Bild in die Konsole übertragen wird (siehe Bild).
Das zertifizierte Prostata-Zentrum im Heilig Geist-Krankenhaus setzt die roboterassistierte Operation mit dem Da Vinci X-System seit 2011 ein. Das Krankenhaus war das erste in Köln, das dieses System angeschafft hat. Neben radikalen Prostatakrebsoperationen werden in Longerich zudem Operationen an der Niere und dem Nierenbecken mit dem Roboter durchgeführt.
Manche Patienten haben aber auch etwas Angst vor dem Gerät. „Es gibt Patienten, die denken vor einer roboter-assistierten Operation: Was passiert eigentlich wenn der Roboter sich verselbstständigt?“, weiß Dina Sahi, Leitende Oberärztin in der Klinik für Urologie. Sie kann ihre Patienten aber in dieser Hinsicht vollkommen beruhigen. Das System ist extrem sicher und führt keine einzige Bewegung aus, ohne, dass ein zugelassener Operateur an der Konsole sitzt. Jeder, der mit dem Da Vinci operiert, muss wiederholt mehrtätige Trainingsphasen an einem Testmodell durchlaufen haben. Nach über zehn Lehr-Eingriffen, die durch einen Supervisor überwacht werden, kann erst die eigene Operationspraxis beginnen.
Seit 2018 wird das System auch vermehrt bei Rektum- und Kolonkarzinomen eingesetzt, also bei Krebserkrankungen des Mast- und des Dickdarms. Die Ärzte am zertifizierten Darmzentrum führen die Eingriffe durch. „Mit Hilfe des Roboters können wir sehr feine Präparationsschritte mit sehr großer Präzision und in einem sehr kleinen Operationsgebiet ausführen“, erläutert Prof. Dr. Ernst Eypasch, Chefarzt der Klinik für Chirurgie-, Allgemein-, Visceral- und Unfallchirurgie. Das ist ein großer Vorteil. Und auch in der gynäkologischen Onkologie werden vermehrt Operationen mit dem Da Vinci-Roboter durchgeführt. Dr. Claudius Fridrich, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe (Die Frauenklinik) und Leiter des Gynäkologischen Krebszentrums, nimmt die Eingriffe selbst vor: „Wir entscheiden uns für den Da Vinci vor allem dann, wenn wir davon ausgehen, dass die Operation komplex wird. Wenn wir uns also beispielsweise in einem sehr engen OP-Feld bewegen müssen, was durch die 3-D-Optik des Systems besser erfassbar wird. Außerdem machen wir die Erfahrung, dass die Patientinnen nach den Eingriffen mit dem Heilungsprozess sehr zufrieden sind.“
Titelbild © Kai Funck Fotografie